Ein Monat mit Insulinpumpe - und..?

Auf den Tag genau ist es ein Monat her, dass mir meine Insulinpumpe "angelegt" wurde. Damit meine ich, dass der erste Katheter gesetzt und die Insulinpumpe in Betrieb genommen wurde. Ein Monat mit Höhen und Tiefen. Letztendlich glaube ich, mit mehr Höhen, als Tiefen. Und genau darüber möchte ich euch einen ehrlichen Eindruck geben. Das Feedback spiegelt ausschließlich meine eigenen Empfindungen wieder und ist weder medzinisch geprüft noch "in Stein gemeiselt" :)

Am 14.08.2017 bekam ich die Insulinpumpe, die erste Schulung fand statt und ich durfte das Gerät kennenlernen. Ich sollte es auch gleich tragen, um quasi zu üben, wie es mit Pumpe ist. Der Tag war der schlimmste in der ganzen Einstellungsphase, schließlich hatte ich ein unschönes Gerät an mir, welches absolut keinen Zweck erfüllte.

Am Tag darauf ging es dann aber los, die Pumpe wurde startklar gemacht und ich musste (oder durfte!?) mir den ersten Katheter in den Bauch setzen. Es hat einiges an Überwindung gekostet, ich hatte Angst vor dem Pieks, vor dem Gefühl, vor allem irgendwie. In meinen Gedanken sagte ich mir die ganze Zeit: "Okay Lesley-Ann, stell dich nicht so an! Erstens piekst du dich sonst auch 5-8 mal am Tag und zweitens hält es dein kleiner Neffe auch aus!"
Gesagt getan, ich setzte meinen ersten Katheter und meinen ersten Blutzuckersensor.
Wenn so das ganze Equipment so das erste Mal vor einem steht fühlt man sich schrecklich krank und ist heillos überfordert.. 
Mein neues Equipment

















Eine kurze Erklärung zu den ganzen Teilen, die ihr auf dem Foto seht:
Der Sensor, die Ladestation und die Setzhilfe (oben links) werden alle 6 Tage benötigt. Der Sensor ermöglicht es, dass die Blutzucker- bzw. Gewebszuckerwerte via Bluetooth an die Insulinpumpe gesendet werden. Ich selbst kann dann die Werte auf der Pumpe ablesen und die Pumpe gibt Signaltöne, wenn die Werte über oder unter dem eingestellten, persönlichen Zielbereich liegen, sodass man direkt reagieren kann. Der Sensor wird mit einer Nadel ins Gewebe "geschossen" (das klingt total heftig, ist es aber gar nicht!) und anschließend festgeklebt, die Nadel wird zum Schluss wieder entfernt und unter der Haut bleibt letztendlich nur eine kleine Lamelle in der Art, wie ein Lamettafaden vom Weihnachtsbaum. 

Mindestens zwei Mal täglich muss man allerdings trotzdem wie früher seinen Blutzucker im Blut bestimmen, dabei hilft das kleine Gerät unten links auf dem Foto. Mit dem Pieker piekst man sich leicht in einen Finger und führt den kleinen Blutstropfen an den dazugehörigen Teststreifen, den man vorher in das kleine Gerät gesteckt hat. Das ist für mich das Harmloseste an der ganzen Sache, schließlich mache ich das seit 16 Jahren so 😄 Das sogenannte Kalibrieren dient dazu, den Sensor quasi zu überprüfen, da der Wert im Blut immer der genauere ist.
Der Sensor und das Füllen der Ampulle (auch Reservoir genannt) fällt alle zwei bis drei Tage an (rechts im Bild). Ich habe mich für die Plastikkatheter entschieden, bei denen der Katheter zwar mit einer Nadel eingeführt, diese dann aber abschließend wieder entfernt wird. So bleibt nur ein kleiner Plastikschlauch, etwa wie bei einer Infusion, im Körper. Bislang trage ich die Katheter, genauso wie die Sensoren, am Bauch und unteren Rücken.
Das war's auch schon - reicht aber auch, oder? 🙈

Medizinisch gesehen muss ich sagen, dass mir die Pumpe enorm hilft! Meine Werte sind inzwischen sehr stabil und ich kann meine Insulindosen viel einfacher berechnen.
Die Technik, die so eine Insulinpumpe inzwischen mit sich bringt, ist wirklich großes Kino und ich bin wirklich mehr als begeistert, wie die zu hohen und zu tiefen Werte so langsam zur Ausnahme werden.

Klar muss man sich mit einer Pumpe auch auseinandersetzen, muss sie programmieren, hier und dort was an der Insulineinstellung ändern und sich Zeit für die oben genannten Dinge wie Katheterwechsel und Insulinauffüllung nehmen, aber (!!) ich bleibe bei der Meinung: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
So sieht meine Insulinpumpe von Medtronic aus

 

Wo trage ich meine Insulinpumpe?

In den meisten Fällen trage ich sie tatsächlich am BH zwischen den Brüsten. Anfangs konnte ich mir das gar nicht vorstellen und war absolut gegen diese Stelle, aber inwzischen finde ich es dort ziemlich angenehm und ich muss sagen, man sieht sie kaum bis gar nicht.
Am BH zwischen den Brüsten

Beim Sport ist es mir egal, ob man sie sieht. Genauso ist es, wenn ich zu Hause bin. Dann trage ich sie meistens am Hosenbund oder am Sportbh hinten rechts oder links neben der Wirbelsäule, je nachdem, auf welcher Seite der Katheter gerade sitzt.
Beim Sport rechts am Sportbh

Manchmal, beispielsweise wenn ich einen Rock trage, klippe ich sie mir einfach an den Rock und wenn ich darauf angesprochen werde erzähle ich völlig selbstbewusst, dass das eben meine Insulinpumpe ist - damit hätte noch vor ein paar Monaten niemand gerechnet (nicht mal ich selbst)!
Am Rock außen

 

Mein Fazit nach einem Monat mit Insulinpumpe:

Alles in allem bin ich mehr als froh dieses Gerät haben zu dürfen! Ich als Diabetikerin weiß, wie viele Menschen Monate oder Jahre darum kämpfen und weiß nun, wieso.
Es erleichtert den Alltag, hält an vielen Tagen die Werte konstant (ja, nicht jeder Tag ist wie der andere, auch nicht mit Insulinpumpe) und erleichtert das Berechnen der Insulindosen ungemein. Auch das zwischendurch Spritzen können ist für mich von riesigem Vorteil: Wenn wir spontan auf einer längeren Fahrt was essen, müssen wir nicht mehr anhalten, damit ich meinen Wert kontrollieren und mein Insulin spritzen kann, sondern ich sage meiner Insulinpumpe einfach, wie viele Kohlenhydrate es gab und sie rechnet mir, unter Berücksichtigung von Wert und Uhrzeit, meine Insulindosis aus. Ein Knopfdruck weiter blubbern die Einheiten dann auch schon in meinen Körper. Und falls ich am Steuer bin und meinen Schatz als Beifahrer dabei habe steuert er das ganze einfach mit der "Fernbedienung".
Natürlich gibt es Momente, an denen das alles nervt. Aber sind wir mal ehrlich: Nervt nicht alles irgendwie irgendwann manchmal?! Alles, außer Ziegenkäse und Avocado natürlich! Nein, mal im Ernst: Alles, was mit dieser nervigen Krankheit zutun hat nervt irgendwann, das ist einfach so.  
Morgens zum Beispiel, wenn ich mich fertig mache, mich umziehe, schminke, im Bad bin, ... dann nervt es mich manchmal. 
Oder wenn ich mich abends beim Einschlafen an meinen Schatz kuschel und mich auf die Pumpe lege, ja dann find ich sie auch doof.
Aber ich muss sagen, an 80-90 % des Tages (je nach Tagesform, das kennt ihr sicher..) finde ich die Insulinpumpe hilfreich, sinnvoll und super!

Ich halte euch weiterhin auf dem Laufenden und, aufgepasst (!!) :
Mein Freund hat ebenfalls ein Fazit für mich / für euch über den ersten Monat mit Insulinpumpe aus seiner Sicht geschrieben 😍 
Sein Post ist ebenfalls auf meinem Blog zu finden (Titel: "Mein kleiner Gameboy") und wir würden uns sehr über Feedback freuen: hier, bei Instagram, Facebook oder auch per Mail 💕

Lesley




















1 Kommentar:

  1. Obwohl ich als Familienmitglied ja ziemlich nah dabei bin habe ich den Post verschlungen.
    Mir gibt es ein gutes Gefühl dich so gut versorgt zu wissen.

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